Bahnbetrieb und Infrastruktur

Entwicklung des Eisenbahnwesens an der TU Berlin

Eisenbahnwesen an der Technischen Hochschule zu Berlin nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Weltkrieg ergibt sich folgendes Bild: Die Hochschule heißt jetzt „Technische Hochschule zu Berlin“ und die etatmäßigen heißen nun ordentliche Professoren. Nach einem Herbstzwischensemester beginnt wegen Kohleknappheit das Wintersemester erst am 2. Februar 1920. Ab 1922 ist die Hochschule in Fakultäten unterteilt, denen ein Dekan vorsteht. Die Fakultät für Bauwesen besteht aus zwei Abteilungen: Architektur und Bau-Ingenieurwesen. Diese ist aufgeteilt in neun Fachrichtungen, u. a. „Eisenbahn-Bau und –Betrieb“. In der Fakultät für Maschinen-Wirtschaft gibt es die Fachrichtung „Verkehrsmaschinenbau“, die im Wesentlichen nur Lehrveranstaltungen zum Eisenbahnwesen enthält, u.a. Lokomotivbau, Werkstätten, Eisenbahnbetrieb, Wagenbau und Signalwesen. Ab 1925 gibt es die Fachrichtung „Anwärter auf den Reichseisenbahndienst“. Im Bauingenieurbereich gibt es die Sammlungen für Eisenbahnbetrieb (Sicherungswesen) und für Eisenbahnbau, die im Erweiterungsbau (EB) untergebracht sind. Die Sammlungen für Verkehrsmaschinenwesen und für Eisenbahnmaschinenwesen der Abteilung Maschinenbau befinden sich im Hauptgebäude. Die Lehrveranstaltungen finden meist im Lehrgebäude Fasanenstraße 87 statt, dem heutigen Cranzbau.

Zum 1. April 1921 wird Dolezalek von den amtlichen Pflichten entbunden und zum Ehrenbürger der Technischen Hochschule ernannt, hält aber bis 1928 seine Vorlesungen weiter. Professor Obergethmann stirbt 1921 im Alter von 58 Jahren, sein Nachfolger wird Prof. Dr.-Ing. Meineke.

Professor Cauer wird zum 1. April 1926 emeritiert, führt aber den Lehrstuhl noch zwei Jahre weiter. Im folgenden Jahr wird auch er zum Ehrenbürger der Hochschule ernannt. Sein Nachfolger wird 1927 Dr.-Ing. Friedrich Helm, seit 1913 ordentlicher Professor in Braunschweig, später Direktor des Vereins Deutscher Straßenbahnen, Kleinbahnen und Privateisenbahnen. Im selben Jahr wird auch der Ober-Regierungs-Baurat a.D. Adolf Frevert zum ordentlichen Professor ernannt.

Als Helm 1932 starb und Frevert ein Jahr später, beide im Alter von 53 Jahren, wurde Wilhelm Müller von der Technischen Hochschule Dresden als ordentlicher Professor nach Berlin berufen. Müller war bereits seit 1922 nach seiner Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten mit der Berliner TH verbunden. Er war damit praktisch der Nachfolger von Helm, während das Arbeitsgebiet von Frevert von Reichsbahnoberrat und Honorarprofessor Hartmann übernommen wurde. Beide leiteten auch die Sammlungen ihrer jeweiligen Vorgänger. Müller war bis 1945 im Amt und wechselte 1946 zur TH Aachen.

Das Hauptgebäude der Hochschule wurde im November 1943 durch Bombentreffer schwer beschädigt, betroffen war davon auch das Eisenbahnwesen. Die Sammlungen im Seitenflügel dürften dabei größtenteils zerstört worden sein. Die Vorlesungen fanden jetzt im Westflügel des Physikalischen Institutes statt (später Bauingenieurflügel – alter Teil (BA) genannt), wo auch Büroräume bezogen wurden.