Bahnbetrieb und Infrastruktur

Entwicklung des Eisenbahnwesens an der TU Berlin

Die Anfänge ab Mitte des 19. Jahrhunderts

Nachdem 1835 in Deutschland der Eisenbahnverkehr offiziell eröffnet wurde (in Berlin drei Jahre später) erkannte man sehr schnell die Bedeutung des neuen Verkehrsmittels, und wenige Jahre später war der Eisenbahnbau bereits Gegenstand akademischer Ausbildung an der Bauakademie, einer Vorläuferinstitution der heutigen Technischen Universität.

Nach einer Änderung der Struktur der Akademie und einer Reform der Prüfungsvorschriften hält Baurat Hoffmann von 1849 bis 1851 einen „Baumeister-Cursus für Wege- u. Wasserbau, einschließlich des Eisenbahnbaues“.

Lehrstühle oder Fachgebiete im heutigen Sinne gab es damals noch nicht. Der Unterricht wurde erteilt durch wenige „ordentliche Lehrer“ („etatmäßig angestellt“) und eine große Anzahl Lehrer, die kurzfristig gegen Honorar engagiert wurden („nicht etatmäßig angestellt“). Zugelassen für den außerordentlichen Unterricht war jeder Baumeister, Professor oder Lehrer einer anderen höheren Lehranstalt, wobei „Professor“ eher ein Ehrentitel für besondere Verdienste war und nicht mit einer festen Position in der Akademie verbunden war.

So folgten Hoffmann bis zur Gründung der Technischen Hochschule eine Reihe von nicht etatmäßig angestellten Lehrern: Bau-Inspector Weishaupt (1851 – 53), Professor Schwarz (1853 – 66),  Eisenbahn-Bau-Inspector Menne (1866 – 67), Wasserbau-Inspector Franzius (1867 – 75), Eisenbahnbau-Inspector Streckert (1869 – 72), Baumeister Dr. Zur Nieden (1872 -75), Eisenbahnbau-Inspector Oberbeck (1872 – 77), Baumeister Dietrich (1875 – 82),  Professor Goering (1877 – 1906).

Ab 1867 ist Eisenbahnbau eine eigenständige Lehrveranstaltung („Eisenbahnbau in seinem ganzen Umfange“).

Enge Verknüpfungen gab es mit der Gewerbeakademie, einer weiteren Vorläuferin der heutigen TU Berlin. Dort lehrte Eisenbahn-Maschinenmeister (später Professor) Georg Meyer ab 1877 Eisenbahn-Maschinenbau aber auch an der Bauakademie „Eisenbahnbetrieb und Signalwesen“ sowie „Baumaschinenwesen und Eisenbahn-Betriebsmittel“ für die Baumeister-Ausbildung.

Unmittelbar vor der Gründung der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin wird an der Bauakademie Eisenbahnwesen in folgendem Umfang gelehrt:

In der Abteilung Allgemeine Bauwissenschaften:

  • „Grundzüge des Wasser-, Wege-, Eisenbahn- und Brückenbaues mit Übungen“ mit je 8 Wochenstunden im 3. u. 4. Semester durch Regierugs-Baumeister (später Professor) Dietrich


In der Abteilung Ingenieur-Wissenschaft:

  • „Eisenbahnbau (incl. Tunnelbau und Bahnhofsanlagen)“ mit je 10 Wochenstunden im 7. u. 8. Semester durch den Geheimen Baurath und ordentlichen Lehrer Oberbeck
  • „Entwerfen grösserer Eisenkonstruktionen (mit besonderer Bezugnahme auf den Eisenbahnbau)“ mit je 4 Wochenstunden im 7. u. 8. Semester durch Regierungsrath Gimbel
  • „Eisenbahnbetrieb und Signalwesen“ mit 2 Wochenstunden im 8. Semester und
  • „Maschinenbau: Arbeits-Maschinen und Eisenbahnbetriebsmittel“ mit je 4 Wochenstunden im 5. u. 7. Semester durch Eisenbahn-Maschinenmeister (später Professor) Georg Meyer
  • „Einrichtung und Entwerfen von Eisenbahn-Betriebsgebäuden, Werkstätten, Schuppen, Bahnstationen mit Perrons und dergl.“ mit je 6 Wochenstunden im 7. u. 8. Semester durch den Geheimen Regierungs-Rath Goering